Aus der Geschichte des Vereins
Nach 1930 begannen in Linkenheim einige junge Männer mit dem Handharmonikaspiel. Zuerst traf man sich mehr oder weniger zwanglos zu gemeinsamen Übungsstunden privat, später in einem Nebenzimmer des Gasthofes "Zum Grünen Baum". Dort wurde am 5. Aug. 1936 unser Verein durch folgende Spieler gegründet.
- Albert Burgstahler
- Gustav Nagel
- Wilhelm Fies
- Robert Nees
- Heinrich Günther
Zum weiteren Gründerkreis gehören:
- Fritz Günther
- Kurt Ratzel
- Wilhelm Heil
- Wilhelm Herrmann
- Dr. Alfred Hesselschwerdt
- Herbert Hesselschwerdt
Da die Harmonikamusik noch wenig bekannt und verbreitet war, konnten sich diese Musiker nur langsam in der Öffentlichkeit Geltung verschaffen. Eine Förderung durch öffentliche Stellen war praktisch unmöglich, da diese kein Interesse an dieser neuen Musikart zeigten. Man war damals vor allem an einer strammen Marschmusik vor den marschierenden Kolonnen interessiert, wofür sich unsere Musik nicht eignete.
Zuerst übernahm Herr Otto Heeger aus Leopoldshafen die Spielleitung. Von 1937 bis zum Kriegsbeginn wurden unsere Spieler von Herrn Helmut Speidel aus Karlsruhe ausgebildet. Nach einer gewissen Anlaufzeit trat diese Gruppe mit Unterhaltungs- und Tanzmusik bei Veranstaltungen anderer Vereine an die Öffentlichkeit.
Der Ausbruch des II. Weltkrieges und seine verheerenden Folgen verursachten auch bei unserem Verein unvorstellbare Verluste. Die Hälfte unserer Spieler bzw. Mitglieder fielen oder erlagen kurz nach Kriegsende den erlittenen Verwundungen.
Es waren dies:
- Heinrich Günther
- Gustav Nagel
- Fritz Günther
- Wilhelm Herrmann
- Wilhelm Heil
Ihr Andenken verpflichtete besonders nach dem Krieg erneut zu beginnen und der Pflege unserer schönen Harmonikamusik mit allen Kräften neuen Auftrieb zu verleihen. Am 31. Juli 1948 fanden sich zu den noch lebenden Gründern folgende neue Mitglieder zu einer Eröffnungssitzung im Stammlokal "Grüner Baum" ein:
- Karl Schweiger
- Lothar Günther
- Albert Hesselschwerdt
- Gerhard Buchleither
- Emil Nagel
- Theo Braun
- Oswald Günther
Mit der Führung des Vereins wurde einstimmig Albert Burgstahler betreut, während Robert Nees die Spielleitung übernahm. Bereits am 6. Februar 1949 trat der Verein an die Öffentlichkeit mit einem Konzert, welches im selben Jahr in Leopoldshafen wiederholt wurde. Dies war gleichzeitig der erste öffentliche Auftritt außerhalb Linkenheims.
Durch Zugänge von neuen Spielern und Mitgliedern war von nun an eine stetige Aufwärtsentwicklung zu verzeichnen. Als Dirigent wurde 1930 Herr Ewald Vatter aus Ettlingen verpflichtet, welcher bis 1953 sehr viel für die Ausbildung unseres Orchesters, insbesondere der Jugendspieler, getan hat. Ab dem Jahre 1950 gehörten Weihnachtsfeiern, Konzerte und Sommerfeste ebenso zum festen Programm, wie die Mitwirkung beim Volkstrauertag in der Kirche. Von Zeit zu Zeit wurden auch Auftritte bei befreundeten Orchestern in der näheren Umgebung wahrgenommen.
Am 25. Juni 1951 fand das 15-jährige Stiftungsfest unter Beteiligung der Spielringe Ettlingen, Graben und Wiesental statt, das guten Besuch und somit auch finanziellen Erfolg brachte.
1952 trat ein Wechsel in der Vereinsführung ein. Karl Schneider übernahm den ersten Vorsitz und Theo Braun seine Vertretung. Von 1954 bis 1956 war Oswald Nagel erster Vorstand und Albert Burgstahler bzw. Karl Ritz zweiter Vorstand. Von 1957 bis 1961 lang die Führung des Vereins wieder in den Händen von Albert Burgstahler. An seiner Seite fungierte Lothar Günther als zweiter Vorsitzender
Im Juni 1961 feierte der Verein sein 25-jähriges Jubiläum. Als besondere Attraktion wirkte hier das Hohner-Akkordeon Orchester Trossingen mit.
Nachdem 1953 Herr Vatter aus gesundheitlichen Gründen die Orchesterleitung niederlegen musste, betreute Herr Wolfgang Mathony aus Karlsruhe unsere Spieler bis er am 10. Dezember 1956 tödlich verunglückte. 1957 konnten wir Herrn Rolf Hager ebenfalls aus Karlsruhe für die weitere Ausbildung gewinnen. Er führte mit großem Erfolg unser Orchester bis 1965.
Sein Nachfolger war bis 1968 Herr Vatter jun. Aus Ettlingen. Ab dem Jahre 1969 lag die musikalische Leitung bis 1980 in den Händen von Herrn Willi Wien aus Daxlanden. Nach kurzem Gastspiel von Herr Nuß übernahm Herr Klaus Hofmann noch im Jahr 1980 den Dirigentenstab.
Allen diesen Dirigenten sind wir für Ihren Einsatz zum Wohle des Vereins und für die Weiterbildung unserer Spieler zu besonderem Dank verpflichtet. Sie haben entscheidend zur Aufwärtsentwicklung des Vereins beigetragen. Zu erwähnen ist auch noch der unermütliche Einsatz von Frau Hildegard Hirt, die mit der Anfängerschulung 1952 einen ersten Schritt in der Jugendausbildung getan hat.
Da im Jubiläumsjahr 1961 Herr Albert Burgstahler zum Ehrenvorstand ernannt wurde, musste ein neuer Vorsitzender gewählt werden. Die Generalversammlung übertrug dieses Amt Herrn Lothar Günther, zweiter Vorsitzender wurde Edmund Beigl. In den Jahren 1964 bis 1966 war Edmund Beigl erster Vorsitzender und Otto Nees zweiter Vorsitzender. Von 1966 bis 1971 wurde der Verein wieder von Lothar Günther geleitet. Den Posten des zweiten Vorsitzenden übernahm Otto Nees bzw. Rudolf Bolz. Ab 1971 wurden die Vereinsgeschicke bis 1979 von Klaus Burgstahler bestimmt. Zweiter Vorstand bis 1977 war Rudolf Bolz. Zu deren Amtszeit feierten wir mit großem Erfolg das 40-jährige Bestehen des Vereins. Im Jahr 1978 übernahm Dieter Nees den zweiten Vorsitz.
Im Jahr 1980 wurde dann Dieter Nees zum ersten Vorsitzenden gewählt. Uwe Nagel war bis 1983 seine Vertretung. 1984 wurde dieses Amt Manfred Heger übertragen.
All diese Männern haben das Vereinsschiff sehr gut gesteuert, weshalb wir ihnen besonders danken.
Die musikalische Arbeit der letzten Jahre war vorrangig auf die Ausbildung unserer Jugend abgestellt. Durch gezielten Unterricht sollte erreicht werden, dass sie ihre Freizeit nicht nur von dem Musikautomaten verbringt, sondern selber musiziert und somit die Akkordeonmusik in unsrem Heimatort weiterhin gepflegt wird. Dass wir hier auf dem richtigen Weg sind, beweist die große Zahl unserer aktiven Spieler. So werden heute ca. 66 Schüler und Jugendliche unterrichtet. Großen Anteil an dieser Entwicklung hat Frau Ingrid Nagel, die sich mit sehr viel Engagement der Jugendarbeit verschrieben hat.
Von der Benutzung unserer Leihinstrumente wird bei den Anfängern reger Gebrauch gemacht. So wurde getestet, ob ein Kind für unsere Musik Talent hat, bevor sich die Eltern für ein eigenes Instrument entscheiden. Aber nicht nur die Jugend, sondern auch unsere älteren Spieler haben ihr Akkordeon von dem berühmten Nagel abgenommen und im Jahr 1970 ein Senioren-Orchester gegründet. Insgesamt musizieren derzeit 92 Spielerinnen und Spieler im Verein.
Hervorstechende Ereignisse der letzten waren die Auftritte unserer Orchester in Luzern/Schweiz und in Frankreich. Aber nicht nur die musikalischen, sondern auch die geselligen Aspekte wurden beachtet. Man war immer bestrebt, durch vereinsinterne Veranstaltungen das Zusammengehörigkeitsgefühl unserer Mitglieder zu pflegen.
Bestimmt gibt's es in unserer 50-jährigen Vereinsgeschichte noch manche erwähnenswerte Begebenheit, die hier vergeblich gesucht wird. Wichtiger jedoch erscheit die Feststellung, dass während der ganzen fünf Jahrzehnte, auch in schlechten Zeiten, die Liebe zur Akkordeonmusik Menschen zusammenführte und ihnen dabei half, die Sorgen des Alltags zu vergessen. Der Jugend bietet der Verein ausreichend Gelegenheit, sich musikalisch zu betätigen und ermöglicht somit eine sinnvolle Freizeitgestaltung. Der kulturellen Aufgabe, die unser Verein hat -die Erhaltung der deutschen Volksmusik- wurde immer Rechnung getragen. Wenn es uns gelingt, unseren jungen Spielern zum musikalischen Können auch die nötige Motivation mitzugeben, müssen wir um das Akkordeonspiel in Linkenheim-Hochstetten nicht bangen.
Auszug aus der Festschrift zum 50-jährigen Vereinsbestehen 1986
Kurt Heuser für die Vereinsverwaltung